3 Wochen Essaouira und viel Warten

Zurück an die Küste

Wir fahren von der Farm direkt durch in den Westen und kommen in Sidi Kaouki – einem Surfdorf an. Dort bekommen wir leider mit, wie ein noch relativ kleiner Hund vor unseren Augen überfahren wird. Es war ein Unfall, aber keinen scheint es wirklich zu interessieren. Der Autobesitzer checkt seine Reifen und fährt dann ab. Der Hund verblutet auf der Strasse. Ein älterer Herr kommt, packt ihn in Plastik und trägt ihn etwas weiter runter zum Strand, da wo sonst eh schon Müll liegt. Es war ein äusserst unangenehmes Ankommen…

Am nächsten Tag laufen wir durch die Medina von Essaouira und checken die verschiedenen Anbieter zum Kite-surfen ab. Wir haben von Soumaya – einer Freundin, die auch bei dem 99 Femmes Projekt mitarbeitet – einige Kontakte bekommen. Die Stadt ist voll entspannt und sympathisch. Auf der Suche nach einem Schlafplatz kommen wir durch das im Süden gelegene Dörfchen Diabat. Anscheinend hat hier Jimmy Hendricks mal übernachtet. Oder so ähnlich. Es gab jedenfalls genug Gerüchte um ein „Jimmy Hendricks Hotel“ und ein „Jimmy Hendricks Café“ aufzubauen 😉

We all live in the yellow submarine

Wir finden das Hostel „Yellow Submarine“ bei dem man auch parken kann. Offiziell ist es geschlossen, wir versuchen unser Glück trotzdem. Und siehe da, Phips und Simon machen uns die Türen auf. Die zwei Deutschen wollen hier – gemeinsam mit noch ein paar anderen – das Hostel wieder in Gang bringen. Sie sind mega nett, wir verstehen uns blendend und bleiben direkt bei ihnen hängen. Sie zeigen uns die Stadt, den Strand, die guten Spots, wo man Kichererbsen snacken kann. Wir versuchen uns zwei Tage im Kite-Surfen. Ich bin nicht begeistert und Luca verdreht sich irgendwie den Fuss. Wir werden es aber sicher wieder versuchen. Wir versuchen auch unser Visa zu verlängern, was aber nicht klappt. Ausserdem lernen wir auch den Nachbarn Youssef kennen, der sich mit um das Hostel kümmert. So sitzen wir oft zu fünft am Abend im Hostel und geniessen das Leben. Untertags helfen wir ein bisschen mit bei den Renovierungsarbeiten und filmen und fotografieren für ihren Instagram-Account. Als Phips und Simon nach einer Woche abreisen, können wir trotzdem noch im eigentlich geschlossenen Hostel bleiben (nochmals vielen Dank dafür!).

Zi Hounti – Kunst am Meer

Youssef geht mit uns auf den Suq und zur „La Ferai“ – Auch eine Art Schrottplatz, aber nicht für Autoteile, sondern allerlei anderes. Dazwischen kleine Zimmerchen für Künstler. Dort treffen wir auch den Künstler Aziz, der mit uns einen Workshop zu therapeutischem Malen macht. Er wohnt ebenfalls in Diabat und am nächsten Tag besuchen wir ihn für Tee und basteln gemeinsam an Backgammon-Spielbrettern. Eines für uns und eines für Adam, Youssef‘s Sohn, der total in das Spiel vernarrt ist, aber kein eigenes besitzt. Wir lernen Aziz immer besser kennen und verbringen fast jeden Tag oder Abend gemeinsam. Mit kochen, spazieren, viel erzählen und dann auch noch damit, einen Porträtfilm über ihn zu drehen.

In der Zwischenzeit hatten wir kurz Hoffnung, dass wir einen Platz auf einer von der französischen Botschaft organisierten Rückführungs-Fähre bekommen. Allerdings bekamen wir nach langem Warten keinen Anruf. So fuhr das Schiff am 12. März aus dem Hafen, ohne uns an Bord. Insgesamt verbringen wir fast 3 Wochen in Diabat, verwandeln die Wände des Hostels in Kunst und schlossen Freundschaften, die bleiben. Sogar Karine, Soumaya und Ahmed trafen wir wieder, als sie das Projekt in Essaouira vorstellten.

Ein weiteres Mal Agergour – voll Hoffnung, Warten, Enttäuschung

Wir merken aber, wie uns das ewige Warten und das immer am selben Ort, müde macht. Also fahren wir wieder los. Wieder nach Aguergour, schliesslich sind wir doch hier, um zu fliegen. Bei unserer Ankunft erfahren wir von einer nächsten Fähre am 26. März. Wir verbringen erneut Tage vor dem Telefon. Da wir den Anruf auf keinem Fall verpassen wollen, bleiben wir an zwei guten Flugtagen am Boden – was besonders Luca’s nimmersattes Flugherz beinahe bricht. Es ruft uns diesmal sogar jemand an mit den super Neuigkeiten, dass wir auf der Liste sind. Nur um uns dann einen Tage später zu informieren, dass die Fähre keinen Platz mehr für Autos über 2 Meter hat. Da unser Bus 2.15m hoch ist, haben wir also schon wieder Pech gehabt. Das zehrt sehr an unseren Nerven.

Es gibt Gerüchte, dass die Grenzen mit April aufgehen, da am 3.4. auch der Ramadan beginnt. Dann, dass sie am 7.4. aufgehen, weil es da ein Gespräch zwischen dem König und dem spanischen Premierminister geben wird. Die Hoffnung bleibt also, aber es kostet sehr, sehr, sehr viel Kraft. Ausserdem heisst das ja auch immer, dass wir nicht wissen, wie lange wir noch hier sind. Müssen wir in 5 Tagen am Hafen stehen, oder in 5 Wochen? Diese Fremdbestimmtheit, dieses völlige Ausgeliefert sein… natürlich haben wir damit gerechnet, dass es auf unserer Reise immer wieder einmal schwierig werden wird, aber wenn es dann so weit ist, ist es eben doch immer anders, als man sich das vorstellt.

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