Boxenstopp in Italien

Am 19. April 2022 (Happy Birthday Sophie!!) ist es so weit. Viel zu früh (um 07:00 Uhr) sehen wir den Hafen in Genua, unsere Fähre dreht sich bereits zum anlegen. Wie aus dem Nichts ist über Nacht Europa wieder vor uns aufgetaucht. Wir können uns weiter auf unsere Reise machen. Marokko und alles Erlebte hinter uns lassen. Neue Grenzen überqueren. Neue Sprachen hören und neues Essen schmecken. Und obwohl wir drei Tage auf dem Schiff verbracht haben, kommt es uns jetzt auf einmal so unendlich schnell vor. So lange haben wir darauf gewartet, es gab Momente, die endlos schienen. Aber alle gingen vorbei und wir fahren ab, mitten in das Getümmel Genuas. Mitten in ein uns, zumindest zum Teil, bekanntes Land. Die (sehr, sehr guten) Strassen schlängeln sich der Küste entlang, wir erledigen alle Einkäufe (Bio Supermärkte mit veganem Sortiment – wie habe ich sie vermisst) und suchen einen ersten Schlafplatz. Die Wahl fällt auf Bergeggi. Einfach, weil das auch ein Startplatz ist 🙂

Unerwarteter Flug in Italien

Wir rechnen eigentlich gar nicht damit zu fliegen. Zumindest nicht heute, denn der ganze Himmel ist bewölkt. Aber am kleinen Startplatz, der vom lokalen Verein angelegt wurde, stehen Tandempiloten. Wir treffen sogar ein Mitglied vom Club, der uns ein paar Tipps gibt und die Gegend erklärt, bevor er abhebt. Als wir dann endlich bereit sind, hat der Wind etwas zugenommen. Die Tandempiloten starten mit einer Kobra (also seitlich zum Wind ausgelegtem Schirm). Auch Luca schafft es in die Luft. Ein Pilot aus Belgien wickelt seinen Schirm schon beim Sortieren der Leinen um die Antennen, die am Rand des Startplatzes stehen. Nicht gerade motivierend…

Erst, als alle weg sind fasse ich meinen Mut zusammen und versuche es auch. Und siehe da, es klappt. Viel besser, als ich es den Umständen entsprechend annahm. Und es steigt, und steigt, und steigt. Und das obwohl über uns alles grau ist. Eine dichte Wolkendecke. Die anderen gehen langsam landen und auch ich fliege Richtung Strand. Wir haben Glück, denn ab 1.5. kann hier gar nicht mehr geflogen werden, da zu dieser Zeit die Badesaison beginnt. Und in Ligurien heist das dann ein Liegestuhl neben dem anderen. Noch ist der Strand aber leer und für uns somit eine schmale, aber super lange Landebahn. Denken wir zumindest. Die Thermik macht allerdings einfach nicht mit. Egal wohin wir fliegen, es steigt. Erst weit über dem Meer fängt es langsam an zu sinken. So brauche ich fast 20 Minuten, um zu landen. Absurde Verhältnisse, aber ich will mich eigentlich nicht beschweren. Alles war sehr vertraut und sah auch etwas aus wie die Flüge in Südfrankreich, um Monaco. Einfach in kleiner.

Unten am Landeplatz winkt uns der Typ vom Club zu. Er hat uns beobachtet und fährt uns jetzt einfach wieder hoch zu unserem Bus. Aus Gastfreundschaft. So nett.

Unerwartete Begegnung

Oben angekommen sehen wir dann auch schon einen anderen Camper. Eine 5-köpfige Familie aus der Schweiz, Nähe Zürich. Wir laden sie dazu ein, sich zu uns zu stellen, und machen am Abend gemeinsam ein Feuer. Es wird voll gemütlich und Luca kann sogar endlich wieder Schweizer Käse essen. Mit all diesem Glück haben wir gar nicht gerechnet.

Erst als wir im Bett liegen wird uns glaub ich bewusst, wo wir hier sind, was wir gerade erlebt haben. So ungewohnt und gleichzeitig vertraut fühlt es sich an, hier zu sein. Es ist das erste Mal seit 5 Monaten, dass wir Camper:innen treffen, die nicht festsitzen, sondern 2 Wochen geplanten Urlaub machen. Sie sprechen Schweizerdeutsch, sie kennen die Stadt in der wir immer noch unsere Zimmer haben, unsere alten Arbeitsorte und verstehen unsere Essgewohnheiten. Es ist so einfach und dennoch so absurd. Es fühlt sich an, als wären wir zurück, als hätte es die letzten Monate nicht gegeben. Von der Fähre, über alle Einkäufe, Fahrten, das Fliegen und das Feuer mit der so sympathischen Familie: der erste Tag war so voll, wir sind komplett fertig. Dazu kommen 2h Zeitumstellung, die uns dann den Rest geben und uns kaputt ins Bett fallen lassen.

Unerwarteter Besuch

Wir bleiben ein paar Tage in der Gegend und fahren dann nach Laigueglia. Meine Eltern sind nämlich zufällig dieses Wochenende hier. Mit dem Fahrrad-Verein, in welchem mein Papa Mitglied ist. Also treffen wir sie natürlich. Wir dürfen sogar bei dem Hotel stehen bleiben für die nächsten zwei Nächte. Das Wiedersehen ist wunderschön. Wir verbringen die nächsten 2 1/2 Tage mit Spaziergängen durch italienische Städte und Berge, sehr, sehr gutem veganen Essen, Spritzern und ganz, ganz viel Reden. Ausserdem können wir ihnen ein paar Sachen mitgeben, die entweder keinen Platz mehr im Auto haben, oder Geschenke sind. Sehr praktisch also, dieser Zwischenstop.

Doch auch hier fühlt es sich schon ab dem ersten Moment an, als wären wir zurück, als wären die letzten Monate verschwunden. Nicht zuletzt, weil auch der Rest der Gäste in diesem Hotel aus Vorarlberg und der Schweiz kommen. Wir merken beide, dass wir einfach nicht so richtig dazu passen. Vielleicht noch nicht, vielleicht nicht mehr. Das ist auch eigentlich egal. Wichtig ist, dass wir merken, dass wir beide weiterwollen, dass die Reise für keinen von uns zu Ende ist, dass es uns weiter zieht, wieder raus aus Europa, rein auf den asiatischen Kontinent. Die Länderliste ist noch ungewiss, die politischen Situationen ändern sich ja dauernd. Trotzdem wollen wir versuchen, so weit zu kommen, wie es uns treibt. Bis wir beide spüren, es ist tatsächlich Zeit zurückzukehren. Das spüren wir jetzt noch nicht…

Somit verabschieden wir uns am dritten Tag und fahren Richtung Ancona. Von dort aus soll uns die Fähre am nächsten Tag auf Griechenland bringen. Den letzten Abend verbringen wir in einer Pizzeria. Dann heisst es auch schon wieder „Ciao Italia“, und „Yia sas Hellas“.

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