Ein griechisches Drama

Die Fähre legt in Ancona (It) ab und nach nur einer (furchtbaren, beinahe schlaflosen und extrem unfreundlichen) Nacht ohne Kabine kommen wir am nächsten Tag schon in Igoumenitsa (Gr) an. Wir haben nichts vor und fahren auf den ersten Camping, nur 20 Minuten vom Hafen entfernt. Wir können direkt am Meer halten, das Wasser ist glasklar und auf dem Grund schillern grosse, weisse Steine. Wie man sich Griechenland halt auch vorstellt. Wir quatschen ein bisschen mit unseren Nachbarn, geniessen eine super heisse Dusche und einen ruhigen Abend.

Dank Freund:innen von Bianca (Shout-Out an Esther und Ioannis <3) haben wir ein paar Tipps für den Norden Griechenlands bekommen. Wir sind ja wieder einmal unvorbereitet unterwegs und lassen uns ein bisschen dahintreiben. Erster Stop Ioannina. Die Stadt wirkt malerisch und modern, aber irgendwie verschlafen. Erst als wir am 10ten geschlossenen Geschäft vorbei schlendern merken wir, dass das wohl an der Siesta hier liegt.

Es wird langsam heiss und wir fahren weiter in die Berge nach Metsovo. Dort finden wir einen Schlafplatz im Skigebiet, direkt neben einer Frischwasserquelle. Es ist unglaublich ruhig und entspannt. Man spürt den Frühling in der Luft und mit den Kühen in der Ferne und dem Skilift neben uns könnte man fast meinen, wir wären wieder in der Schweiz. Hier spazieren wir durch die Wälder, die früher von Bären bewohnt waren und grillen am Abend. Vor allem geniessen wir die Ruhe und das Wissen, dass es jetzt nun unaufhaltsam Richtung Asien weitergehen wird.

No Drama in Drama

Luca hat Owen von Sky Gods online gefunden. Der Brite wohnt mehr oder weniger das halbe Jahr in Drama. Hier bietet er Flugreisen für andere Pilot:innen an. Wir schreiben ihm und können dann beim Clubhaus vom Air Club Aiolos unseren Bus abstellen. Direkt neben einer Militärzone. Ständig patroullieren hier Soldaten und mehrmals täglich ertönt irgend ein Horn… Beim Club-Countainer lernen wir gleich auch noch einen ganzen Haufen griechischer Piloten kennen. Es lässt sich zwar an diesem Tag kaum fliegen, aber trotzdem sind alle da, weil es sich um einen Feiertag handelt.

Drama soll ein ausgezeichnetes Langstreckenfluggebiet sein. Es ist vor dem starken Wind aus dem Norden, dem Meltemi geschützt. Für den ersten Tag ergibt sich für uns nur ein kurzer Flug auf den anderen Landeplatz. Dort sitzen dafür ganz viele vom Club, grillen, trinken, lachen und binden Blumenkränze. Der erste Mai ist hier auch der Anfang des Frühlings. Wird werden total herzlich und warm aufgenommen, alles wird mit uns geteilt, und die, die besser Englisch können übersetzen dann für die anderen. Wieder sind wir also in einem sehr gastfreundlichen Land gelandet. Schön.

Dramafreies Griechenland

Die nächsten Tage verbringen wir entweder in der Stadt, wenn das Wetter nicht mitspielt, oder in der Luft. Wir lernen den Fluglehrer Petros kennen, der uns von Flügen über dem Fluss Nestos erzählt, den Flugzeuginstruktor Markos, der absolut brennt für Kaffee und das Fliegen, und eben den Briten Owen, der hier versucht sein Ding aufzubauen. Es ist sehr entspannt mit allen, sie teilen nur zu gerne ihr Wissen, organisieren Transporte zu den Start- und Landeplätzen und geben Tipps zur Umgebung. In der Stadt selbst nutzt Bianca die Gelegenheit und lässt sich kurzerhand die Haare abschneiden. Der Frisör kann zwar kein Englisch, und sie kein Griechisch, mit dem Ergebnis sind trotzdem beide zufrieden. Die langen Haare wurden auf Dauer einfach viel zu kompliziert.

Wirklich lange Strecken zu fliegen schaffen wir zwar immer noch nicht, aber Luca landet zumindest schon einmal im Nachbardorf (17km entfernt), während Bianca versucht sich für die Gastfreundschaft zu revanchieren und fährt zumindest einmal den Shuttle Bus den Berg hinunter. Der ist aber aus der UK, und dementsprechend sitzt das Lenkrad hier links. Auch Mal was Neues. Danke an den ganzen Club und alle die dabei waren. Wir können allen Pilot:innen, die in Griechenland fliegen wollen, ans Herz legen Drama zu besuchen. Es ist ein Ort, der einem definitiv in Erinnerung bleiben wird.

Über, auf und im Fluss Nestos

Nach ein paar Tagen fahren wir wieder weiter. Auf unserem Weg liegt das bereits erwähnte Nestos. Petros geht dort mit uns fliegen. Denken wir zumindest. Aber auf dem Startplatz bläst der Wind schon wieder so stark, dass wir es erneut mit „Parawaiting“ zu tun haben. Das ist zumindest nichts Neues. Nach ein paar Stunden kommen wir dann alle in die Luft. Es ist etwas turbulent, aber die Thermik ist dennoch nicht stark genug, um z.B. in die nächste Stadt zu fliegen. Etwa eine Stunde können wir uns in der Luft halten. Petros muss leider früher landen, im riss fast eine Bremsleine… Gut, dass er es rechtzeitig bemerkt hatte.

Die Aussicht ist atemberaubend. Der Fluss zieht sich in langen S-Kurven unter uns durch die Berge. Wir bekommen das Gefühl, als würden wir über einen Dschungel fliegen… oder zumindest im alten, mythischen Griechenland. Das mag damit zusammenhängen, dass wir derzeit fast nur griechische Sagen anhören… wer weiss.

Eingetaucht

Der Ort ist so schön, dass wir noch einen Tag bleiben, man kann hier nämlich auch Kajak fahren. Wir haben Glück (mal wieder) und bekommen spontan die letzten zwei Plätze. Eigentlich waren sie schon ausgebucht, aber wegen Corona mussten jetzt welche absagen. So haben nun wir die Chance 5 Stunden lang den Nestos hinunter zu paddeln. Obwohl sogar Familien mit Kindern dabei sind, fühlen wir uns ein bisschen wie die grössten Kindsköpfe hier. Der Tourguide muss nur für uns alles auch auf Englisch übersetzen, aber es scheint ihm nichts auszumachen. Er erklärt gerne die Landschaft, ihre Geschichte und seine. Er macht seinen Job aus Leidenschaft und wir spüren das. In den Pausen gibt es vor allem kalte „Fredos“ (griechischer Eiskaffee) und wir springen in den Fluss, um uns mit den Schwimmwesten treiben zu lassen. Er ist unglaublich kalt, und wir sind so froh um unsere Neoprenanzüge.

Mit dem Kajak versuchen wir dauernd die anderen zu überholen, lassen uns zurückfallen, um dann ganz schnell wieder aufzuholen, oder drehen uns ein paar Mal im Kreis. Es macht so viel Spass sich wie ein Kind zu benehmen. Ganz am Schluss bekommen wir noch einen extra Umweg, weil es unser Guide auch so lustig mit der Gruppe fand. Er hatte sogar eine super professionelle Kamera dabei, und uns wurden die Fotos danach zugesendet. Leider haben wir es beide vercheckt, diese runterzuladen… so bleiben uns nur unsere eigenen. Ein bisschen schade, aber vielleicht lernen wir ja daraus.

Der Bosporus ruft

Noch eine Nacht in Alexandroupulis und dann wollen wir die Grenze nach Asien überschreiten. Europa hinter uns lassen und die Gebiete der Seidenstrasse bereisen. Den Euro wieder vergessen, neue Währungen lernen, neue Sprachen, neue Kulturen. Geplant ist ein Besuch in Ölüdeniz, um einen Sicherheitskurs mit den Gleitschirmen zu machen. Sonst wieder einmal nicht viel. Vielleicht ein paar Workaways, vielleicht ganz etwas anderes. Die Zeit wird es uns schon zeigen. Wir sind ja vielleicht sogar bereit dafür.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.