Im Süden von Marrakesh…

Permakultur-Farm und Open Village

Wir waren wieder bereit für einen Work-Away Aufenthalt. Glücklicherweise fanden wir Karine. Und mit ihr ein neues Kapitel auf unserer Reise. Karine und Ahmed haben im Süden von Marrakesh einen Permakultur-Garten und eine kleine Olivenfarm. Die Gebäude sind alle offen. Das Wohnzimmer ist ein Pavillon im Garten, die Küche auch. Es gibt geschlossene Zimmer, aber eigentlich verbringt man den ganzen Tag draussen.

Ausserdem haben sie ein Projekt, das heisst „Open Village“. Dafür sind sie vor etwa 5 Jahren mit ihrer ganzen (7-köpfigen) Familie einmal um die Welt gereist und haben 12 verschiedene Dörfer, besucht. Auf sechs Kontinenten verteilt hatten alle Dörfer eines gemeinsam: sie sind sehr autonom und die Bewohner:innen leben zufrieden. Die Idee war, diese zu vernetzen und miteinander in Austausch zu bringen. Da die räumliche und kulturelle Distanz dann aber doch zu gross war, haben sie das Projekt für Marokko angepasst.

Hier arbeiten sie nun mit verschiedenen, sehr ruralen Dörfern zusammen und bringen diese in einen gemeinsamen Austausch. Auf der Farm selbst hat Karine einen kleinen Kindergarten für die Frauen in ihrem Dorf gegründet. Sie sind den ganzen Vormittag draussen, die Mütter lernen mit ihren Kindern und die Kleinsten werden von ihren grösseren Geschwistern begleitet. Autonomie, Selbstständigkeit und der gemeinsame Austausch, das Wissen, dass jede:r etwas zur Gemeinschaft beitragen kann sind die Leitsätze hier.

Waldkindergarten, aber marokkanisch 😉

In der ersten Woche halfen wir noch relativ viel im Garten, am Wochenende gingen wir in die Stadt (etwas, was wir sonst nie machen und so schnell auch nicht wiederholen wollen. Alles war chaotisch und laut und wir die einzigen Tourist:innen). In der zweiten Woche helfen wir im Kindergarten, filmen die Aktivitäten und schneiden einen kurzen Porträtfilm über das „Mandala“. Ausserdem kochen wir mit den Frauen gemeinsam Couscous.

Der kleine Trailer für den Kindergarten wird tatsächlich noch zu einem dezenten Drama, denn noch am gleichen Tag tauchen die Männer der Frauen auf. Sie sind unglücklich darüber, dass diese gefilmt wurden. Sie wollen nicht, dass man ihre Gesichter irgendwo öffentlich zeigt. Wir wussten von Anfang an, dass das ein Problem sein kann, haben deshalb ja auch das Einverständnis der Frauen eingeholt. Und sie dennoch so wenig wie möglich gefilmt, bzw. ihre Gesichter unkenntlich gemacht. Dass sie tatsächlich selbst entschieden haben, dass das OK für sie ist, das war danach allerdings egal. Die Männer entschieden dagegen. Wir konnten im Endeffekt alles so schneiden, dass alle zufrieden waren. Die Erfahrung war dennoch sehr schräg und wird uns vermutlich noch länger begleiten.

99 Femmes du Maroc

Am zweiten Wochenende konnten wir Karine und Ahmed zu einem weiteren Projekt begleiten, dem „99 Femmes du Maroc“ Projekt. 99 Frauen aus 9 Dörfern erzählen ihre Geschichte. Zum Teil auf Arabisch, aber auch auf Amazigh. Diese Geschichten werden zu anderen Gruppen aus Frauen geschickt. Frauen aus den Städten. Diese schreiben die Geschichten um. In Monologe, welche dann zu einem Theaterstück inszeniert werden. Das Theaterstück wird ebenfalls von Frauen aufgeführt und zwar in jedem einzelnen dieser Dörfer. Dazu werden also 9 Festivals von den Frauen vor Ort organisiert, und ihre Geschichten werden erzählt. Sie werden gehört. Und es werden sie selbst sein, die zeigen können, wie sehr sie eigentlich die Strukturen der Dörfer tragen und zusammenhalten.

Wir können einen kleinen Teaser drehen, der dann bei der Vorstellung des Projekts ab März in Rabat, Casablanca, Marrakesh und Essaouira gezeigt werden wird. Und wir drehen einen Spot über die Open Villages. Die nächsten Tage werden dementsprechend intensiv… eigentlich rechnen wir nämlich damit, dass die Fähre bald geht…

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